Kapitel 5

ALLES IST WIE DIE HÖRNER EINES HASEN;
ALLES IST BRAHMAN

 

 

 

1

 

Die ganze bewegte und unbewegte Welt ist wie die Hörner eines Hasen.
Dieses, die vortreffliche Erklärung durch die Gnade des Höchsten Shiva,
Ist das, worüber ich nun sprechen möchte.
Höre diesem zu mit konzentriertem Geist.
Alles, was als mannigfaltig gesehen wird, ist wie die Hörner eines Hasen.
Alles, was als wunderbar gehört wird, ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Objekte, die gesehen werden, sind wie die Hörner eines Hasen.
Auch der Seher ist wie die Hörner eines Hasen.

 

2

 

Alle fünf Elemente, die überall verbreitet sind – Äther, Wind, Feuer, Wasser, Erde -
Sind wie die Hörner eines Hasen.
Die ganze Welt, die durch die verbundenen Wirkungen dieser Elemente entsteht,
Ist wie die Hörner eines Hasen.
Das Gemüt, der Intellekt, das Ich, das Denken, die vierfachen inneren Fähigkeiten,
Und alles Derartige sind wie die Hörner eines Hasen.
Alle Wesen mit Gestalt im Kosmos
Sind wie die Hörner eines Hasen.

 

3

 

Geburt, Alter, Tod, Krankheit – mental und physisch, wie immer sie beschrieben werden, sowie Verdienst und Fehler
Sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Begehren, Zorn, Gier, Verblendung, Arroganz und Eifersucht
Sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Erhebender Mut, Erfolg, Scheitern, Ehre und Schande
Sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Der Guru und der Schüler und die Lehren, denen sie anhängen,
Sind alle wie die Hörner eines Hasen.

 

4

 

Anfang, Mitte, Ende, er, du, dieses und dergleichen
Sind wie die Hörner eines Hasen.
Alle Gegenstände in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart
Sind wie die Hörner eines Hasen.
Der grobe Körper, den man liebt, der subtile Körper und der kausale Körper
Sind alle immer wie die Hörner eines Hasen.
Handlung, Ergebnis und alles andere -
Alles – sind immer wie die Hörner eines Hasen.

 

5

 

Der Gegenstand des Genusses, welcher den Besitztrieb hervorbringt,
Und der Genießende, welcher im Genießen seine Zuflucht sucht, sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Gleichmut, Freude, Erforschung, die Gemeinschaft der Guten
Und all solche guten Eigenschaften sind wie die Hörner eines Hasen.
Enthaltsamkeit, Beobachtung von Regeln, Körperhaltungen, Atemkontrolle
Und andere Aspekte des Yoga sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Alle Arten von Zielen und ihre Definitionen sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Die Unstetigkeit der Gedanken und ihre Stetigkeit sind wie die Hörner eines Hasen.

 

6

 

Die fünf Mittel wie
Die fehlerlose Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen und anderem
Sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Alle vierundzwanzig verschiedenen tattvas (Faktoren der Erfahrung), über welche gesprochen wird,
Sind wie die Hörner eines Hasen.
Sowohl die Dreiheit der Körper (physisch, subtil, kausal) als auch die Dreiheit der Zustände
(Wachen, Traum, Tiefschlaf) und die beiden Systeme der Sinnes- und Bewegungsorgane
Sowie auch die fünf Elemente und die fünf Gottheiten wie Brahma und andere
Sind alle wie die Hörner eines Hasen.

 

7

 

Die Hierarchien der Kasten und Ordnungen des Lebens, ihre Vorschriften,
Rasse und Abstammung sind alle wie die Hörner eines Hasen.
Das unstete Verlangen nach Vergnügen, Verlangen nach Befreiung
Und ihre Erfüllung sind wie die Hörner eines Hasen.
Die Klassifizierungen wie einfache Kategorie und vielfache Kategorien
Und die Faktoren ihrer Bestimmung sind wie die Hörner eines Hasen.
Selbst der kleinste Partikel des Gesehenen und des Sehens
Sind wie die Hörner eines Hasen.

 

8

 

Alles, was seine Existenz dem Denken verdankt,
Ist wie die Hörner eines Hasen.
Alles, was vom Intellekt als getrennt angesehen wird,
Ist wie die Hörner eines Hasen.
Alles, was einer Definition folgt in Paaren von Gegensätzen,
Ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Gegenstände, die irgendwann durch einen der Sinne wahrgenommen werden,
Sind wie die Hörner eines Hasen.

 

9

 

Die Menge der Wesen ist wie die Hörner eines Hasen.
Die wunderbare Vielfalt der Welten ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle heiligen Wasser sind wie die Hörner eines Hasen.
Alle Heiligtümer sind wie die Hörner eines Hasen.
Die Verhaltensregeln aller Religionen sind wie die Hörner eines Hasen.
Die ganze Vielfalt ihrer Früchte ist wie die Hörner eines Hasen.
Die Veden in ihrer Gesamtheit sind wie die Hörner eines Hasen.
Die Gesamtheit aller Abhandlungen ist wie die Hörner eines Hasen.

 

10

 

Alle Unwissenheit ist wie die Hörner eines Hasen.
Alles Wissen ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Gebundenheit ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle „Befreiung“ ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Zeit ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Handlung ist wie die Hörner eines Hasen.
Das Verstehen von allem ist wie die Hörner eines Hasen.
Der Herr (Isvara) von allem ist wie die Hörner eines Hasen.

 

11

 

Alle Arten von individuellen Seelen sind wie die Hörner eines Hasen.
Die Einheit von allem ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Art von Dualität ist wie die Hörner eines Hasen.
Die „Wahrheit von allem“ ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Arten von Schriften sind wie die Hörner eines Hasen.
Alle Geheimnisse, die in ihnen offenbart werden, sind wie die Hörner eines Hasen.
Alle Arten von Vedanta und festgelegten Systeme sind wie die Hörner eines Hasen.
Alles ist immer wie die Hörner eines Hasen.

 

12

 

Was als fehlerhaft verworfen werden muss, ist wie die Hörner eines Hasen.
Was als wünschenswert akzeptiert werden kann, ist wie die Hörner eines Hasen.

Was als erfüllend betrachtet wird, ist wie die Hörner eines Hasen.
Was als segensreich angesehen wird,  ist wie die Hörner eines Hasen.
Alle Gegenstände, die jemand anders gehören, sind wie die Hörner eines Hasen.
Alle Gegenstände, die einem selbst gehören, sind wie die Hörner eines Hasen.
Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst und all dieses
Sind wie die Hörner eines Hasen.

 

13

 

Was gesehen wird, ist alles wie die Hörner eines Hasen.
Was als die „Wahrheit“ erscheint, ist wie die Hörner eines Hasen.
Was in Liebe gesagt wird, ist wie die Hörner eines Hasen.
Interessiertes Zuhören ist wie die Hörner eines Hasen.
Gütiges Lehren ist wie die Hörner eines Hasen.
Brahma, der die Welt erschafft, ist wie die Hörner eines Hasen.
Hari, der die Welt beschützt, ist wie die Hörner eines Hasen.
Hara, der sie auflöst, ist wie die Hörner eines Hasen.

 

14

 

Die legendäre Lehre, welche studiert wird, ist wie die Hörner eines Hasen.
Tradierte Werke und Epen sind wie die Hörner eines Hasen.
Die geheiligten Upanishaden sind wie die Hörner eines Hasen.
Die Aussagen mannigfaltiger Abhandlungen sind wie die Hörner eines Hasen.
Die Welten, Individuen (jivas) und das Höchste (Para) sind wie die Hörner eines Hasen.
Samsara (der nicht endende Kreislauf von Geburt und Tod) ist wie die Hörner eines Hasen.
Das reine Höchste Brahman allein
Ist die eine großartige Wirklichkeit, mein Sohn!

 

15

 

Zu jeder Zeit und überall ist die Dualität, welche die Welt,
Die Individuen (jivas) und das Höchste beschreibt, völlig falsch,
Wie die Hörner eines Hasen.
Das vollkommen erfüllte Höchste Brahman allein ist die Absolute Wahrheit,
Welche bleibt als unvergänglich, unbefleckt
Alle drei Zeiträume hindurch.
Einer, der diese äußerst geheime Wahrheit hört und versteht ohne Wanken,
Wird zu Brahman.

 

16

 

Höre diese Gewissheit: „Alles ist Brahman“,
Selten zu erlangen für alle Götter und Menschen.
Diese ist das Geheimnis, wie es mir offenbart wurde durch Sambhu (Shiva, den Spender des Glücks).
Was immer die Substanz ist des mentalen Modus „Ich“,

Was immer die Substanz ist des mentalen Modus,
Der sich „dieses“ vorstellt,
Und was immer erscheint als das „Gesehene“,
Ist alles die Natur Brahmans.

 

17

 

Die Idee, welche sich vorstellt: „Ich bin der Körper“,
Kann die inneren Sinne genannt werden.
Die Idee, welche sich vorstellt, „Ich bin der Körper“,
Kann das verwirrende Samsara genannt werden.
Die Idee, welche sich vorstellt: „Ich bin der Körper“,
Kann die Ursache massiver Furcht genannt werden.
Die Idee, dass ich der Körper bin,
Ist nicht im mindesten real. Alles ist von der Natur Brahmans.

 

18

 

Die Idee, welche sich vorstellt: „Ich bin der Körper“,
Kann die ganze Welt genannt werden, die erscheint.
Die Idee, welche sich vorstellt: „Ich bin der Körper“,
Kann die stärkste Fessel genannt werden.
Die Idee, welche sich vorstellt: „Ich bin der Körper“,
Kann das massive Leiden genannt werden.
Die Idee, dass „ich der Körper bin“,
Ist nicht im mindesten real. Alles ist von der Natur Brahmans.

 

19

 

Das „Wissen“, welches denkt: „Ich bin der Körper“,

Kann fürwahr wissenslose Unwissenheit genannt werden.

Das „Wissen“, welches denkt: „Ich bin der Körper“,

Kann der starke Knoten des Herzens genannt werden.

Das „Wissen“, welches denkt: „Ich bin der Körper“,

Kann Nicht-Existenz und Existenz genannt werden.

Nicht der geringste Teil von dem „Wissen“, das denkt: „Ich bin der Körper“,

Ist jemals real. Fürwahr, alles ist Brahman.

 

20

 

Das Das „Wissen“, welches denkt: „Ich bin der Körper“,
Kann das konditionierte Gemüt genannt werden.
Das „Wissen“, welches denkt: „Ich bin der Körper“,
Kann der unreine Geruch der Vasanas (vergangene Eindrücke, Tendenzen) genannt werden.
Das „Wissen“, welches denkt: „Ich bin der Körper“,
Kann alle Schrecken der Hölle genannt werden.
Kein Bisschen von jenem „Wissen“, welches denkt: „Ich bin der Körper“,
Ist jemals real. Fürwahr, alles ist Brahman.

 

21

 

Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als das unbeständige Individuum (jiva) betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als der begrenzende Faktor betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als das endlose Spektrum der Leiden betrachtet werden.
Jener Intellekt, welcher sagt: „Ich bin der Körper“,
Ist keine Spur real. Fürwahr, alles, was existiert, ist Brahman.

 

22

 

Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als die grenzenlose Gebundenheit betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als Geburt, Altern und Tod betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als die ganze große Sünde betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher sagt: „Ich bin der Körper“,
Ist keine Spur real. Fürwahr, alles, was existiert, ist Brahman.

 

23

 

Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als unermessliches Unglück betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als die unzähligen Begehrlichkeiten betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als die unzähligen Arten von Fehlern betrachtet werden.
Der Intellekt, welcher schließt: „Ich bin der Körper“,
Ist keine Spur real. Fürwahr, alles, was existiert, ist Brahman.

 

24

 

Die Idee, welche schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als die ganz große Unreinheit dargestellt werden.
Die Idee, welche schließt: „Ich bin der Körper“,
Kann als der grenzenlose Zweifel behauptet werden.
Die Idee, welche schließt: „Ich bin der Körper“,
Ist die Wurzel allen Missverstehens.
Die Idee, welche schließt: „Ich bin der Körper“,
Ist keine Spur real. Fürwahr, alles, was existiert, ist Brahman.

 

25

 

Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr das Individuum (jiva).
Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr der Herr (Isvara).

Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr auch die Welt.
Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr auch das Gemüt.
Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr auch Begehren.
Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr auch Handlung.
Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr auch Leid.
Alles, was Gedanke ist, das ist fürwahr alles.

 

26

 

Ohne Ideen zu sein ist ungeteilt zu sein.
Ohne Ideen zu sein ist versunken in Stille zu sein.
Ohne Ideen zu sein ist wahres Wissen.
Ohne Ideen zu sein ist Befreiung.
Ohne Ideen zu sein ist im natürlichen Zustand (sahaja) zu sein.
Ohne Ideen zu sein ist Brahman zu sein.
Ohne Ideen zu sein ist Shiva zu sein.
Vorstellungen existieren nicht – keine Spur von ihnen. Fürwahr, alles ist Brahman.

 

27

 

Es gibt keine Spur von Unterschied
Zwischen sankalpa (Vorstellung) und Idee.
Idee selbst ist fürwahr sankalpa.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst die große Täuschung.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst Krankheit – mentale und physische.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst Begehren und Zorn.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst Überlagerung.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst alles Leiden.

 

28

 

Alles, was sankalpa ist, das ist selbst alle Fehler.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst alle Makel.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst Zeit und Raum.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst mannigfaltige Formen.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst die Welt-Illusion.
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst von der Natur des Individuums (jiva).
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst von der Natur des Herrn (Isvara).
Alles, was sankalpa ist, das ist selbst von der Natur von allem.

 

29

 

Sankalpa allein ist die ursprüngliche Unwissenheit.
Sankalpa allein ist die zahlreichen Unterschiede.
Sankalpa allein ist alles Nicht-Wissen.
Sankalpa allein ist alle Gegensatzpaare.
Sankalpa allein ist alle Handlung.
Sankalpa allein ist Himmel und Hölle.

Sankalpa allein ist alle Lebewesen.
Sankalpa allein ist alle Welten.

 

30

 

Sankalpa allein ist der Körper und Ähnliches.
Sankalpa allein ist Zuhören und Ähnliches.
Sankalpa allein ist der Gedanke an sich selbst.
Sankalpa allein ist alles andere.
Wo immer Sankalpa auftaucht,
Werden die ganze Welt, die Individuen (jivas) und das Höchste (Para) auftauchen.
Sankalpa selbst ist vollkommen unwirklich. Fürwahr,
Alles ist von der Natur Brahmans.

 

31

 

Zwischen dem Gemüt und Sankalpa gibt es nicht den geringsten Unterschied.
Das Gemüt ist alle Welten.
Das Gemüt selbst ist der größte Feind.
Außerdem ist das Gemüt das Rad der Wiedergeburten.
Das Gemüt selbst ist Geburt, Altern und Tod.
Das Gemüt selbst ist der große Kummer.
Das Gemüt selbst ist der große Makel.
Das Gemüt selbst ist Zeit und all dieses.

 

32

 

Das Gemüt selbst ist sankalpa und vikalpa.
Das Gemüt selbst ist Intellekt und Gedanke.
Das Gemüt selbst ist das Ego.
Fürwahr, das Gemüt selbst ist alle inneren Fähigkeiten im allgemeinen.
Das Gemüt selbst ist das Individuum (jiva) und die Gefangenschaft.
Das Gemüt selbst ist der Täter und der Genießer.
Das Gemüt selbst ist Erde, Wasser und Feuer.
Das Gemüt selbst ist Luft und der sich ausdehnende Äther.

 

33

 

Das Gemüt selbst ist Klang und Berührung.
Das Gemüt selbst ist Form und Geschmack.
Das Gemüt selbst erscheint als  Geruch.
Das Gemüt selbst ist die Hülle der Nahrung.
Das Gemüt selbst ist die Hülle des Lebensatems (prana)
Das Gemüt selbst ist die Hülle der Gedanken.
Das Gemüt selbst ist die Hülle intellektuellen Wissens.
Das Gemüt selbst ist die Hülle der Seligkeit.

 

34

 

Das Gemüt selbst ist der grobe Körper.
Das Gemüt selbst ist der subtile Körper.
Das Gemüt selbst ist der kausale Körper.
Das Gemüt selbst ist der Wach- und der Traumzustand.
Das Gemüt selbst ist der Zustand unverhafteten traumlosen Schlafs.
Das Gemüt selbst ist alle jivas (Individuen) im Wachzustand.
Das Gemüt selbst ist alle jivas im Traumzustand.
Das Gemüt selbst ist alle jivas im Zustand traumlosen Schlafes.

 

35

 

Das Gemüt selbst ist alles Zusammengefügte.
Das Gemüt selbst ist alles Unterschiedene.
Das Gemüt selbst ist die Vielzahl der Götter.
Das Gemüt selbst ist die Fünfzahl der Götter wie der Schöpfer und andere.
Das Gemüt selbst ist der bekannte Gegenstand.
Das Gemüt selbst ist auch der unbekannte Gegenstand.
Das Gemüt selbst ist alles Unbewegte und Nicht-Fühlende.
Das Gemüt selbst ist alle Dualität, welche gesehen wird.

 

36

 

Das Gemüt ist das, was immer die Illusion ist.
Das Gemüt ist verwandt mit einem Gewebe aus Zauberei.
Das Gemüt ist das, was der Sohn einer unfruchtbaren Frau ist.
Das Gemüt selbst ist niemals überhaupt existent.
Da es kein Gemüt gibt, gibt es kein sankalpa und Ähnliches.
Da es kein Gemüt gibt, gibt es keinen Lehrer oder Schüler.
Da es kein Gemüt gibt, gibt es keine Welt und keine Seelen.
Alles, was mit dem Gemüt gefüllt ist, ist von der Natur Brahmans.

 

37

 

Das Gemüt existiert nicht.
Die Welt, die Individuen (jivas) und was immer im Gemüt ist, existiert nicht.
Alles ist immer von der Natur des unbefleckten Raumes von Sein-Bewusstsein-Seligkeit,
Der ungeteilten Natur des Höchsten Brahman.
Es gibt keinen Zweifel daran, es ist die Wahrheit. 
Ich sage dies in Gegenwart des allgegenwärtigen Höchsten Siva.
Wer auch immer dieser geheimen Erläuterung zuhört und sie recht versteht,
Wird zu Brahman.

 

38

 

Durch die reinigende vedantische Erforschung,
Durch die freudige Hingabe an den Höchsten Shiva,

Durch den Verzicht auf Reichtum und andere überflüssige Dinge
Und durch die makellose Meditation über den Höchsten Shiva
Wird das Wissen aufsteigen, welches Befreiung verleiht,
Und wird die besagte Stille des Gemüts ungehindert herrschen.
Das Gemüt kann niemals Frieden erlangen
Durch lärmende Dispute.

 

39

 

Für jene, die der Seher werden, welcher nichts zu sehen hat,
Und die in einem Zustand leer von mentalen Missverständnissen verbleiben,
Gibt es nicht Wachen, Traum oder Tiefschlaf,
Nicht Tod noch Befreiung und auch sonst nichts.
Was sollen wir sagen über die Erhabenheit des mentalen Zustandes
Verborgen in der Stille der Einsamkeit des Leeren!
So beschrieb Ribhu dem Nidagha
Die Gewissheit der Absoluten Wahrheit.

 

40

 

Es  ist die vollkommen erfüllte Gestalt unseres Herrn im Zustand freudigen Tanzes, welche verkündet:
Alle Erscheinungen des Bewegten und Unbewegten sind wie die Hörner eines Hasen;
Die ganze Welt, die Individuen (jivas) und das Höchste (Para), welche überall wie ein Traum erscheinen und dem Gemüt angehören,
Sind von der Natur des ungeteilten Höchsten.

 

 

Kapitel 6