Kapitel 1

 

 

DIE GESCHICHTE DER ABHANDLUNG  ~  DIE DEFINITION DES SELBST  ~
DIE EIGENE ERFAHRUNG (SVANUBHAVA)

 

1

 

Gruß an Shiva, den Höchsten.

 

Wir wollen uns verneigen
Vor dem Höchsten Shiva (dem Glücklichen, dem Absoluten),
Der ungeteilt ist wie die Weite des Himmels,
Der ein Ozean des Mitleids ist und der Raum des Bewusstseins, 
Der uneingeschränkt verehrt wird in den Herzen
Des fünfgesichtigen Herrn (Ganesha, der Herr von Shivas Gefolge, der elefantenköpfigen Herr),

     des sechsgesichtigen Herrn (Skanda, „Der Angreifer“), der Gütigen Mutter
Und von deren endlosem Gefolge, gemeinsam mit unzähligen Sehern, Göttern und anderen in Liebe ihm Hingegebenen,
Da er sie alle ihre Ziele erreichen ließ und ihnen (die Erfüllung) ihrer Wünsche gewährte.
 

 

Natesa (Gruß an Natesa, den Herrn des Tanzes)

 

2

 

Wir halten immer in unseren Herzen
Dieses reine ätherische Bewusstsein,
Das, in Verbindung mit seiner freien Shakti (höchste Macht),
Ausströmt als die Höchste Wahrheit
In seinem Mitgefühl für das Wohl seiner Verehrer,
Und das in einem steten Zustand glückseligen Tanzes ist,
Welcher alle befähigt das Wunder zu erkennen
Der Erfahrung nicht-dualer Seligkeit.

 

3

 

Mögen wir den Schutz dieser Gestalt genießen,
Deren linke Seite die Mutter ist
Des gesamten existierenden Universums,
Deren rechte Seite der Vater ist
Des gesamten existierenden Universums,
Von deren Fußringen der Klang
Der Ursprung ist einer jeden Art von Wissen,
Und durch deren drei Augen sich alles manifestiert.

 


Gruß an Shiva und andere

 

4

 

Ehre sei den Füßen des unendlichen Shiva, welcher der Herr ist
Der gesamten fühlenden und nicht-fühlenden Welt und die Verkörperung grenzenloser Macht.
Ehre sei den Füßen der Devi (der Göttin), welche die Mutter ist
Der gesamten Welt der Phänomene und die wirkliche Verkörperung ewiger Seligkeit.
Ehre sei den Füßen Vinayakas (der Auflöser),
Welcher jede Art von Hindernissen beseitigt und wohltätig zu allen ist.
Ehre sei den Füßen Shanmukhas (der Sechsgesichtige),
Welcher verdienstvollen Gläubigen das Wissen Shivas  gewährt.

 


Die Geschichte der Abhandlung

 

5

 

Der Höchste Herr, der diese ganze Welt hervor brachte,
Schuf im Anfang
Zum Wohle der Menschen in der Welt
Die Veden mit einer Beschreibung verschiedener Arten von Riten (karma), Meditation (upasana) und Wissen (Jnana),
Und zudem brachte er hervor
Die smrtis (gesammelte Werke der Tradition), puranas (überlieferte Legenden), itihasas (Epen) und andere Abhandlungen,
Um ein rechtes Verstehen
Der extrem subtilen Veden zu ermöglichen.

 

6

 

Unter den puranas und itihasas,
Welche das wandellose Prinzip der Nicht-Dualität beschreiben,
Den wesentlichen Inhalt der Veden,
Die über allem stehen,
Gibt es ein überragendes Epos,
Das vortrefflichste unter den vortrefflichen, genannt Shivarahasya („Geheimnis Shivas“).
Dieses Epos besteht aus zwölf Teilen
Und ist besonders heilig.

 

7

 

In früheren Tagen lehrte der Höchste Shiva
Die Höchste Mutter dieses hochgelobte Epos.
Die Mutter, die Verkörperung der Gnade,
Lehrte es den sechsgesichtigen Skanda.
Skanda, erfüllt von Hingabe an Shiva,
Lehrte es Jaigheeshavya mit Leidenschaft.
Vyasa, der es zusammen mit der Gnade Shivas erhielt,
Lehrte es den Weisen Suta.

 

8

 

Der Weise Suta lehrte andere Weise
Diese subtile Abhandlung.
Auf diese Weise mitgeteilt, begann sich
Dieses erhabene Werk in der Welt zu verbreiten.
Einmal teilte der unvergleichliche Shiva
Allein dem Ribhu
Den äußerst wunderbaren Teil Sechs
Dieser zwölf Teile [des Shivarahasya] mit.

 

9

 

Die Anzahl der Kapitel in diesem Teil,
Dem vortrefflichsten der vortrefflichen, ist fünfzig.
Da vierundvierzig dieser Kapitel,
Als ein gnädiges Geschenk des Höchsten Shiva,
Durch den Weisen Ribhu klar ausgelegt wurden
Für Nidagha und andere Weise in der Welt,
Werden diese Kapitel hier
Die erhabene Ribhu Gita genannt.

 

10

 

Ich lege diese Gita,
Welche vom Herrn in Sanskrit gegeben wurde,
In Tamil Versen nieder,
Und zwar die vierundvierzig Kern-Kapitel von Teil Sechs,
Nicht die ersten drei Kapitel
Und die letzten drei Kapitel,
Zur Würdigung durch jene,
Die es nach Befreiung verlangt.

 

11

 

Wie wunderbar ist die Art und Weise, in welcher der Gott, der erscheint als ein Elefant (Ganesa)
Und alles aktiviert, meinen Geist aktiviert hat,
Mich daran zu geben, dieses Werk zu erstellen, das vortrefflichste unter den vortrefflichen,
Als ich träge war
Und dachte, es sei unangemessen
Für mich Unwissenden, es zu wagen, mit meinen geistlosen Worten
Dieses umfangreiche Buch richtig zu übersetzen, das in der Sanskrit-Sprache geschrieben ist,
Der direkten Stimme des Höchsten Herrn, dem Kronjuwel der Allwissenheit.

 

12

 

Mögen Menschen guten Willens das Vorhaben ermutigen,
Welches ich mit meinen Worten unternehme,
Die keine eigene Freiheit haben,
Sondern auf den Befehl des Höchsten Shiva tätig sind,
Des Zeugen aller fühlenden und nicht-fühlenden Wesen,
Dessen, der das innere Wesen aller erfüllt,
(Mit meinen Worten,) die, auf Nachsicht mit den Fehlern und Vergebung alles Falschen hoffend,
Nur die Wahrheit dieser erhabenen Abhandlung suchen.

 

13

 

Der Weise Suta sprach
Zu den reinen, auserwählten Weisen im Walde Naimisa:
(Name eines Waldes, wo nach der Legende eine Armee von Dämonen in einem Moment vernichtet wurde.)
Ihr, die ihr die Veden kennt!
Jaigheeshavya, in Begleitung zahlreicher liebender Weiser
Und zahlreicher reiner Verehrer Shivas,
Wieder und wieder ihn bittend und lobend,
Betete voller Demut zu Skanda,
Dem Sohne des makellosen Shiva, und flehte zu ihm:

 

14

 

Inkarnation der Gnade! Sohn des Höchsten Herrn,
Welcher die Verkörperung der Gnade ist!
Helfer derer, die Zuflucht bei dir suchen!
Allwissendes Kronjuwel! Herr der sechs Gesichter mit glückverheißendem Blick!
Bei deiner Gnade, ich vernahm die fünf Teile deutlich.
Nun rezitiere mir bitte Teil Sechs in deinen nektargleichen Worten und rette mich:
Lösche alle sengende Hitze der weltlichen Existenz.
So angefleht, sprach Skanda:

 

15

 


Jaigheeshavya, der du mit allen wünschenswerten und erhabenen Eigenschaften begabt bist!
Wir sind erfreut über deine standhafte Hingabe.
Wir werden dir, zum Wohle aller,
Den Ozean des Wissens von der Nicht-Dualität darlegen,
Welcher einstmals den makellosen Weisen Ribhu persönlich gelehrt wurde
Auf dem unvergleichlichen Berge Kailasa
Durch den Oberherrn der fühlenden und nicht-fühlenden Welt,
Den Höchsten Herrn Selbst, zum Heile der Welt.

 

16

 

Einmal geschah es, dass der Weise Ribhu,
Begabt mit allen guten Eigenschaften wie sama (Gelassenheit) und anderen,
Auf dem Berge Kailasa
Meinen Vater erblickte, den All-Reinen, der allen Kummer hinweg nimmt.
Er warf sich vor ihm nieder und begann ihn, den Sambhu (Gewährer des Glücks) zu preisen
Mit großer Demut und Liebe,
Um Seine bleibende Gnade zu erlangen
Und das selige, ungeteilte Höchste Wissen zu erwerben.

 

17

 

Nachdem er ihn gepriesen hatte,
Sprach Ribhu den Höchsten Shiva so an: Ausgezeichneter und vollkommener Guru!
In deinem Erbarmen sei gnädig mit mir und unterrichte mich nun
Im Wissen der reinen Nicht-Dualität,
Welches diese Vorstellung von Dualität aufheben wird, die meine Sicht heute umwölkt,
Und befähige auf diese Weise auch alle, ihr höchstes Ziel zu erlangen.
“So sei es“, sagte Shankara (der Wohltätige).
Shankara sprach wie folgt: 

 

18

 

Weiser Ribhu! Nachkomme Brahmas (des Schöpfers)!
Durch Erforschung dieses Auszugs aphoristischer Sätze,
Welche ich in vier Teilen geben werde
Und welche geeignet sind, die volle Bedeutung des Vedanta klar darzulegen,
Wird das furchtlose, ungeteilte, höchste Wissen sich erheben,
Welches zur Beseitigung der Nöte der weltlichen Existenz führt
Und zur Seligkeit des Höchsten Brahman.
Ohne Selbsttäuschung höre es dir zur Gänze an. So sprach der Große Herr zu Ribhu.

 


19

 

Als er so sprach, hörte der Weise Ribhu
Die subtilen Bedeutungen  der heiligen Sätze,
Reflektierte in seinem Geiste vollständig und unablässig über sie
Und meditierte weiter mit ihnen.
Frei von weltlichem Kummer durch das Wissen, welches er so gewann,
Und ergriffen von köstlicher Seligkeit,
Begann Ribhu die heilige Gestalt Shivas zu preisen
Voller Staunen und Liebe:

 

20

 

Ruhm sei Shiva, der Verkörperung der Gnade, die mich beschützt.
Ruhm sei Shiva, der Fülle der Seligkeit.
Ruhm sei Shiva, der gänzlich ohne Eigenschaften ist.
Ruhm sei Shiva, der wohltätig zu allen ist.
Ruhm sei dem Höchsten Shiva, dem Makellosen.
Ruhm sei dem Höchsten Shiva, dem All-Durchdringenden.
Ruhm sei dem Höchsten Shiva, dem Einen ohne einen Zweiten.
Ruhm sei dem Höchsten Shiva, der allgegenwärtig und ungeteilt ist.

 

21

 


Ruhm sei Shiva, der Ursache der gesamten Welt der Erscheinungen.
Ruhm sei Shiva, dem Herrn Ambikas (der Mutter).
Ruhm sei Shiva, der alles ist und vollkommen.
Ruhm sei Shiva, der ohne Glieder und ohne Teile ist.
Ruhm sei Shiva, der überall existiert und ohne Unterschiede.
Ruhm sei Shiva, der zu begreifen ist durch Vedanta (das letzte, höchste Wissen).
Ruhm sei Shiva, dem Herrn aller Welten.
Ruhm sei Shiva, der Fülle von Sein-Bewusstsein-Seligkeit!

 

22

 

Ich werfe mich zu deinen Füßen nieder, Shankara (Wohltätiger),
Der Grundlage von allem Bewegten und Unbewegten und der Verkörperung der Wahrheit.
Ich werfe mich zu deinen Füßen nieder, Höchster Shankara,
Strahlende Flamme, die das Höhere und Niedrigere erleuchtet.
Ich werfe mich zu deinen Füßen nieder, süße, makellose Gestalt,
Die allen Wesen überall Glücklichsein schenkt.
Ich werfe mich zu deinen Füßen nieder, dem Vishnu, Brahma und
Millionen von Göttern Ehre erweisen.

 

23

 

Ich neige mich zu deinen Füßen, welche alle Bedrängnis der irdischen Existenz entfernen
Bei deinen Verehrern und ihnen Glück bringen.
Ich neige mich zu deinen Füßen, welche mit Leichtigkeit
Das reine, Höchste Wissen vermitteln und alle Müdigkeit vertreiben.
Ich neige mich zu deinen Füßen, welche das Gemüt überschreiten
Und als Symbol für ätherisches Bewusstsein stehen.
Ich neige mich zu deinen Füßen, o Lehrer,
Welcher alles wunderbare Wissen des Vedanta klar darlegt!

 

24

 

Nachdem er (Ribhu) den Höchsten Shiva so gepriesen
Und dann auf Seine Bitte
Demütig sich von diesem Orte entfernt hatte,
Wanderte er hierhin und dorthin,
Gestärkt durch das ununterbrochene selige Erleben,
Initiierte einige verdienstvolle Verehrer auf dem Wege,
Erreichte schließlich aufgrund verschiedener Umstände die Erde,
Und kam zu dem erhabenen, heiligen Zentrum Kedara.

 

25

 

Die Weisen erblickten Ribhu, den Sohn Brahmas, eingetaucht in Leidenschaftslosigkeit,
Das Gefäß intensiver Hingabe an Shiva
Und intensiven Wissens um Ihn.
Er war geschmückt mit allen Saivite-Insignien:
vibhuti (Asche), Halsketten aus rudraksha (Samen heiliger Beeren) und anderem.
Er weilte am Heiligtum von Kedara
Auf dem Gipfel eines Himalaya-Berges
Und  verehrte den vollkommenen Herrn von Kedara in seiner Fülle.

 

26

 

Als sie ihn erblickten, verneigten sich die Weisen Nidagha, Suka und die anderen,
Voller Liebe vor ihm bis zur Erde,
Priesen den würdigen Weisen und sprachen zu ihm:
Verehrtest du nicht einstmals in rechter Weise
Mit Hingabe den Höchsten Shiva auf dem Berge Kailasa
Und erhieltest zum Wohle aller, zum Heil der Welt,
Das grenzenlose, unteilbare Wissen
Durch die Gnade jenes Herrn des Universums?

 

27

 

Erleuchteter Guru, der du
Das felsenfeste, ungeteilte, höchste Wissen erlangt hast!
In deinem tiefen Erbarmen sei bitte so gnädig
Und leite uns an, die große Freiheit zu erlangen,
Welche die schwächenden Kümmernisse der weltlichen Existenz beseitigt,
Auf die selbe Weise, wie du durch das Erbarmen des Höchsten Shiva
Das ungeteilte, höchste Wissen erlangtest
Über die Essenz der unfehlbaren Gipfel-Sätze der Veden.

 

28

 

Unser Führer!
Mit Hilfe des Schiffes göttlichen Wissens,
Das durch deine Freundlichkeit erlangt werden kann,
Werden wir den schrecklichen Ozean der wiederkehrenden Geburten und Tode überqueren,
Das Ufer des makellosen Höchsten Brahman erreichen
Und auf diese Weise ewige Existenz gewinnen.
Als die Weisen ihn so voller Hochachtung baten,
Antwortete der makellose Weise, Ribhu, voller Freude:

 

29

 

 

Da ist kein Geheimnis, das einem von euch verborgen bleibt,
Ihr reinen, auserwählten Weisen,
Die ihr kraft eurer Verehrung und Hingabe
Alle der Gnade des Höchsten Shiva würdig seid.
Könnte irgendetwas irgendwo
Den Verehrern Shivas vorenthalten werden?
Darum werde ich euch noch heute
Dieses große Wissen erläutern.

 

30

 

Hört denn, was ich euch zu euch spreche
Von dem Wissen, das die Essenz ist
Der Sätze des Kronjuwels der makellosen Veden,
So wie es mir ohne Vorbehalt vermittelt wurde
Durch den Höchsten Shiva in seinem Erbarmen.
Ihr makellosen Weisen! Durch dieses Wissen werden alle von euch
    für immer wandellos leben,
Frei von der großen Not irdischer Existenz und ihren Fesseln,
Und die volle Natur des Höchsten Brahman erlangen.

 

31

 

So redete der gütige, große Weise Ribhu
Nidagha, Suka und andere Weise gemeinsam an,
Nidagha an erster Stelle,
Und verneigte sich in Liebe vor Mahadeva (Shiva, wörtlich: Großer Gott)
mit den drei Instrumenten des Handelns (Körper, Sprache und Geist).
Dann begann er ihnen in aller Klarheit mitzuteilen
Das ungeteilte Höchste Wissen Shivas,
Welches von der Gebundenheit befreit.

 

32

 

Der Gatte Umas, der Höchste Shiva,
Welcher die volle, unendliche Ausdehnung des Bewusstseins ist,
Stellt die materielle und die instrumentelle Ursache dar
Der Schöpfung und anderer Welten.
Der Eine, welcher die Welten verbindet,
Ihnen Wirklichkeit verleiht, sie erleuchtet
Und diese saftlosen Wesen mit Freude erfüllt,
Ist zugleich Sambhu (der Glückbringer), die Fülle von Sein-Bewusstsein-Seligkeit.

 

 

 

 

 

33

 

Da der Höchste Shiva,
Die Gnade selbst,
Den Träger aller grenzenlosen Macht bildet,
Gibt es nichts, das diesem Herrn (Isvara) gleich wäre,
Der Ursache der ganzen Welt.
Daher wird er die instrumentelle und materielle Ursache genannt.
Es gibt keine andere, größere Ursache
Zu irgend einer Zeit irgendwo als jenen Herrn (Isvara).

 

34

 

Möge jene makellose Wirklichkeit, die Fülle von Bewusstsein-Seligkeit,
Welche als die göttliche, glückverheißende Gestalt hervortritt
Durch ihre höchste, von Bewusstsein erfüllte Macht,
Hingegeben an ihre Spiele, zu denen die Zerstörung Tripuras (der drei Städte oder
     des dreifachen Körpers) gehört
Und die Beseitigung aller Schwierigkeiten für ihre Verehrer
Sowie das Geschenk wohltätigen Genießens und der Befreiung -
Möge jene Wirklichkeit, der Höchste Herr,
Uns alle immerdar beschützen durch seine Gnade.

 


Die Definition des Selbst (Atma)

 

35

 

Nidagha, der du alle Vollkommenheiten besitzt!
Auf dass alle es verstehen mögen, erkläre ich dir nun in Kürze
Die Natur des Selbst,
Wie sie dargelegt wurde durch den Höchsten Isvara, den Herrn der ganzen Welt
In Seinem tiefen Erbarmen.
Jene, die zuhören und sie fehlerfrei lernen,
Diese äußerst geheime Lehre,
Werden für immer die Natur des Höchsten Brahman erlangen.

 

36

 

Das Selbst ist Wissen – Eines und vollständig.
Es ist dieses Wissen, welches in der praktischen Welt bestehen bleibt
Als die Grundlage des Körpers und der endlosen bedingenden Einflüsse,
Welches der Zeuge ist des Körpers und von allem anderen
Und welches jenseits aller Objekte der Wahrnehmung ist.
Fürwahr, wenn man in unvoreingenommener Weise nachforscht,
Dann ist dieses Selbst fürwahr von der Natur
Des unteilbaren Höchsten Brahman.

 

37

 

Es ist fürwahr das Selbst, weil es unvergänglich ist
Und existiert als die Natur des Wissens, das heißt: als die Wahrheit.
Es ist fürwahr das Selbst, weil es Alles erleuchtet
Und existiert als die Natur des Wissens, das heißt: als Bewusstsein.
Es ist fürwahr das Selbst, weil es von allen geliebt wird
Und existiert als die Natur des Wissens, das heißt: als Seligkeit.
Es ist fürwahr das Selbst, weil es keine Grenzen hat
Und existiert als die Natur des Wissens, das heißt: als Unendlichkeit.

 

38

 

Brahman, fürwahr, ist von der Natur
Des Wissens um die Nicht-Zweiheit.
Es ist die Grundlage von allem. Es ist jenseits aller Zweiheit
und ist da als das Eine Ganze.
Ewig, eigenschaftslos, makellos, unbefleckt,
Ist seine Natur die des Nicht-Handelns, immer friedvoll
Und die Fülle von Sein-Bewusstsein-Seligkeit.
Es ist immer das Selbst aller.

 

39

 

So wie der eine Raum,
Welcher innerhalb und außerhalb des Topfes ist,
Von der Welt als zwei Räume betrachtet wird -
Topf-Raum und Außen-Raum,
So erscheint die Eine Wirklichkeit, welche von der Natur des Wissens ist,
Wegen der Konditioniertheit durch illusionäre Unwissenheit und anderes,
Unter einem zweifachen Aspekt,
Als das Selbst und Brahman.

 

40

 

So wie der Topf-Raum und der Außen-Raum in Wahrheit einer sind,
Wenn Bedingtheiten wie der Topf unberücksichtigt bleiben,
So sind, wenn Bedingtheiten wie Unwissenheit und andere unberücksichtigt bleiben,
Das reine Selbst und das Höchste Brahman eins.
Alle, die Befreiung suchen, sollten unbeirrt
Die große Identität des Selbst mit dem Höchsten wahrnehmen
Durch Vedantische Erforschung, indem sie durch einen Prozess der Negation
Alle Bedingtheiten eliminieren, die einen Eindruck von Dualität vermitteln.

 

41

 

Da alle Unterschiede eine illusorische Erscheinung sind
In Brahman, welches nicht verschieden ist vom Selbst,
Und entstehen aufgrund von Konditionierungen des Selbst wie der
     Schwäche  “Unwissenheit“
 Und Konditionierungen von Brahman wie maya (Illusion, Täuschung),
Sollte man durch einen Prozess der Negation erkennen,
Dass alle Erscheinungen keinen Deut verschieden sind von ihrer Grundlage,
Und man sollte der ursprungslosen, endlosen,
Ungeteilten Identität des Selbst mit Brahman gewahr werden.

 

42

 

So wie der anscheinende Überzug von Silber
Auf dem Perlmutt
Nichts vom Perlmutt Getrenntes ist,
Genauso ist all diese Vielfalt wie Bewegung nur ein täuschender Überzug
Auf dem Selbst, der Fülle von Sein-Bewusstsein-Seligkeit,
Und nichts vom Selbst Getrenntes.
So sollte man diese (Überlagerungen) durch einen Prozess der Negation ausschalten
Und die ganz und gar nicht-duale Identität des Selbst mit dem Höchsten erkennen.

 

43

 

Was auch immer dem Selbst überlagert zu sein scheint,
Ist niemals unterschieden vom Selbst.
Brahman ist nicht verschieden vom Selbst.
Es gibt kein Selbst unterschieden von Brahman.
Das Selbst ist fürwahr Brahman; Brahman ist fürwahr das Selbst.
Darüber gibt es nicht den Schatten eines Zweifels.
Man sollte immer der Identität des Selbst mit dem Höchsten gewahr sein:
“Ich“, das Selbst, bin Brahman. 

 

44

 

Da nur das Selbst existiert, welches von der Natur des Wissens ist,
Gibt es nichts, was man mir dem Wort „Nicht-Selbst“ bezeichnen könnte.
Da nur das Selbst existiert, welches von der Natur des Wissens ist,
Kann es keinen Gedanken an „Nicht-Selbst“ geben.
Da nur das Selbst existiert, welches von der Natur des Wissens ist,
Existiert keine Welt als „Nicht-Selbst“.
Sei gewiss, dass sie nur das Selbst ist, von der Natur des Wissens,
Welches unwandelbar, immer, überall existiert.

 

45

 

Da nur das Selbst, von der Natur des Wissens, existiert,
Gibt es keine Unwissenheit oder Täuschung getrennt von ihm.
Da nur das Selbst, von der Natur des Wissens, existiert,
Gibt es kein sankalpa (Vorstellung, Wille) oder vikalpa (Unentschiedenheit, Differenzierung) getrennt von ihm.
Da nur das Selbst, von der Natur des Wissens, existiert,
Gibt es keine Spur irgend welcher Natur getrennt von ihm.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst, von der Natur des Wissens, 
Welches unwandelbar, immer, überall existiert.

 

46

 

Da es kein Ding gibt wie das Gemüt oder Ähnliches,
Gibt es niemals einen Gegenstand, an den zu denken wäre.
Da es fürwahr keinen Körper oder Ähnliches gibt,
Gibt es niemals Alter oder Tod.
Da es keine Gliedmaßen gibt, wie zum Beispiel Hände,
Gibt es keine Aktivität wie Nehmen und Geben oder Ähnliches.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Auf ewig von der Natur des Wissens,
Das wandellos existiert.

 

47

 

Da es keinen Schöpfer (Brahma) gibt als Ursache des sich ausbreitenden Universums,
Gibt es keine Welten mit malerischer Vielfalt.
Da es keine Serien von Welten gibt,
Gibt es keinen Hari, der das „sich wandelnde Universum“ regiert.
Da es keine Schöpfungen gibt, beweglich oder unbeweglich,
Gibt es keinen Hara als den Zerstörer des Universums.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Die immer vollkommene Fülle, die ohne Wandel existiert.

 

48

 

Da es keine Alphabete gibt, welche mit „A“ anfangen,
Gibt es keine Sprache, in der man durch sie kommunizieren könnte.
Da es keinen verehrten Guru gibt,
Gibt es keinen erleuchteten Schüler.
Da es keine Vielfalt von Texten gibt,
Gibt es keine Vorschriften und Verbote.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Von der Natur uneingeschränkten Wissens, das jemals existiert.

 

49

 

Da es keine Individualität gibt, gibt es keine Zweiheit.
Da es keine Zweiheit gibt, gibt es keine Individualität.
Da es keine quälende Furcht gibt, gibt es keine Furchtlosigkeit.
Da es kein zusammengesetztes Wort gibt wie Furchtlosigkeit, gibt es keine Furcht.
Da es nichts gibt, das in die Kategorie „gut“ fallen könnte, gibt es kein Böse.
Da es kein Böse gibt, gibt es kein Gut.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Für immer von der Natur des Wissens, das jemals existiert.

 

 

 

50

 

Da es keine „Wahrheit“ gibt, gibt es keine Unwahrheit.
Da es keine schwankende Unwahrheit gibt, gibt es keine „Wahrheit“.
Da es keine Reinheit gibt, gibt es keine Unreinheit.
Da es nichts gibt, das man Unreinheit nennen könnte, gibt es keine Reinheit.
Da es keinen bedrängenden Kummer gibt, gibt es kein Glück.
Da es kein Glück gibt, das man haben könnte, gibt es keinen Kummer.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Ohne eine Spur von Zweiheit, das jemals existiert.

 

51

 

Da es niemals ein „Du“ gibt, gibt es auch kein „Ich“.
Da es kein „Ich“ gibt, welches gesprochen hat, gibt es auch kein „Du“.
Da es keinen Handelnden gibt, gibt es keine Handlung.
Da es keine Handlung gibt, gibt es keinen Handelnden.
Da es niemanden derartigen wie einen Verehrer gibt, ist niemand befreit.
Da niemand befreit genannt werden kann, gibt es keinen Verehrer.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Ohne eine Spur von Zweiheit, das wandellos existiert.

 

52

 

Da es nichts Derartiges wie Geburt gibt, gibt es keinen Tod.
Da es nichts Derartiges wie Tod gibt, gibt es keine Geburt.
Da es nichts Derartiges wie etwas Getrenntes gibt, gibt es kein „Ich“.
Da es nichts Derartiges wie ein „Ich“ gibt, gibt es nichts Getrenntes.
Da es nichts Derartiges wie das Gemüt gibt, gibt es keine Täuschung.
Da es nichts Derartiges wie Täuschung gibt, gibt es kein Gemüt.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Ganz und gar vollkommen als die Fülle des Wissens, das wandellos existiert.

 

53

 

Da es nichts Derartiges wie ein Ende gibt, gibt es keinen Anfang.
Da es nichts Derartiges wie einen Anfang gibt, gibt es kein Ende.
Da es nichts Derartiges wie Gegensatzpaare gibt, gibt es keine Wahrnehmungsobjekte.
Da es nichts Derartiges wie Wahrnehmungsobjekte gibt, gibt es keine Gegensatzpaare.
Da es nichts Derartiges wie Gebundenheit gibt, gibt es keine „Befreiung“.
Da es nichts Derartiges wie „Befreiung“ gibt, gibt es keine Gebundenheit.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Für immer von der Natur des Bewusstseins, das wandellos existiert.

 

54

 

Da es nichts gibt, was „Wirkung“ genannt werden könnte,
Gibt es keine Ursache, welche ihr zugeordnet werden könnte.
Da es nichts gibt, was als das Gesehene manifestiert wäre,
Gibt es keinen Seher, der sehen könnte.
Da es keinerlei Dualität irgendwelcher Art gibt,
Gibt es keine „wandellose Nicht-Dualität“.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst,
Das all-vollkommene, das unvergänglich ist.

 

55

 

Da es kein Objekt gibt, welches innerlich ist,
Gibt es kein Objekt, das man äußerlich nennen könnte.
Da es nichts gibt, was „alles“ genannt werden könnte,
Gibt es nichts, was als ein kleiner Teil beschrieben werden könnte.
Da es nichts gibt, was nicht schwingend wäre,
Gibt es nichts, was statisch ist.
Sei gewiss, es ist nur das Selbst, die all-durchdringende Fülle des Bewusstseins,
Die ohne Fehler ist.

 

56

 

Es gibt nichts, was als dieses oder jenes dargestellt werden könnte,
Und nichts, was als nicht-existent oder existent beschrieben werden könnte.
Da ist nicht, was sich als dauerhaft erweist.
Es gibt keine Beispiele oder Vergleiche.
Es gibt keine Wesen, die sich in ihrer Mannigfaltigkeit manifestieren.
Es gibt nicht so etwas wie die wundervolle Welt, jivas (Individuen) und den Höchsten.
All dieses ist für immer das ungeteilte Höchste Brahman.
Es ist das unbefleckte Höchste Brahman, fürwahr, das ist das Selbst.

 

57

 

Was erscheint als alles, ist nur Brahman.
Was erscheint als du, ist nur Brahman.
Was erscheint als ich, ist nur Brahman.
Was erscheint als andere, ist nur Brahman.
Was fälschlicher Weise als die Welt erscheint,
Ist nur Brahman.
Was als der Herr (Isvara) erscheint, ist nur Brahman.
Erscheinungen aller Art sind nur Brahman.
Es ist das ungeteilte Höchste Brahman, welches das Selbst ist.

 

58

 

Die Natur des Selbst ist eine Fülle von Sein-Bewusstsein-Seligkeit.
Die Natur des Selbst ist eine vollständige, erfüllte Perfektion, Alles.
Die Natur des Selbst ist das Ewige und das Eigenschaftslose.
Die Natur des Selbst ist ohne Teile und ohne Makel.
Die Natur des Selbst ist reiner Bewusstseinsraum.
Die Natur des Selbst ist das Subtilste des Subtilen.
Die Natur des Selbst ist die nicht-duale Wirklichkeit.
Die Natur des Selbst ist eine, ungeteilte Essenz.

 

59

 

Darum gibt es kein Atom
Getrennt vom Selbst, der ungeteilten Essenz.
Du bist jenes Selbst, das eine Fülle von Wissen ist.
Es gibt nicht eine Spur von Zweifel an dieser Erklärung.
Du Weiser von höchstem tapas (Askese)! Du wirst befreit werden von der Fessel
     weltlichen Kummers;
Indem du die unterschiedslose, ungeteilte Gewissheit des Selbst erlangst,
Dass „Ich“, das Selbst, für immer von der Natur
Des erhabenen Höchsten Brahman bin.

 

60

 

Hiermit habe ich dir, Nidagha,
Zum Wohle aller in Kürze
Die Definition des nicht-dualen, unteilbaren Selbst gegeben
In der Weise, wie der Herr (Isvara), dessen Größe ohne Ende ist,
Mich zuvor mit diesem Wissen begnadete.
Jene, die mindestens einmal genau zuhören und beständig
Mit reinem Herzen diese Darstellung des Selbst lernen,
Werden den Zustand des vollkommen erfüllten Höchsten Brahman erreichen.

 


Die eigene Erfahrung

 

61

 

So sprach der Weise Ribhu.
Nidagha redete ihn voller Freude an und bat ihn aufrichtig:
Mein wahrer Guru! Bitte befreie mich von allem weltlichen Kummer,
Indem du mir nun erzählst
Von dem wunderbaren, persönlichen, beseligenden Erlebnis,
Das du damals hattest auf dem Berge Kailasa
Durch die Gnade Sivas.
Der Weise antwortete ihm wie folgt:

 

62

 

Ich bin fürwahr Brahman von der Natur von Sein-Bewusstsein-Seligkeit.
Ich bin fürwahr Brahman ohne jede Verbindung zu samsara.
Ich bin fürwahr Brahman, welches ewig und ohne Teile ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, ohne Form.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches das Wesentliche und das Ausschließliche ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches für sich selbst steht.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches nicht-dual ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ganz, vollständig erfüllt und ungeteilt ist.

 

63

 

Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches als die Natur der Wahrheit dasteht.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches immer in Seligkeit ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches von der Natur des Bewusstseins ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches der Raum des Bewusstseins ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches makellos ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches unbefleckt ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches von der Natur meiner selbst ist.
Ich bin fürwahr das eine, vollkommen erfüllte Brahman.

 

64

 

Ich bin fürwahr Höchstes Brahman ohne Kaste oder Clan.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches alle Verbindungen abgelegt hat.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman ohne Anfang oder Ende.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches alles Bedeutungslose abgelegt hat.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman ohne Leid.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches herrlich ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman ohne Unterschiede.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman ohne Bindungen.

 

65

 

Ich bin fürwahr Brahman, das nicht „dieses“ genannt werden kann.
Ich bin fürwahr Brahman, das nicht „Ich“ genannt werden kann.
Ich bin fürwahr Brahman, das nicht als „jenes“ bezeichnet werden kann.
Ich bin fürwahr Brahman, das nichts von sich Getrenntes hat.
Ich bin fürwahr Brahman, von dem nicht gesagt werden kann, es wurzele in etwas.
Ich bin fürwahr Brahman, das keine Objekte zu sehen hat.
Ich bin fürwahr Brahman, das allezeit von der selben Natur ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches unbeweglich dasteht.

 

66

 

Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches absolut ewig ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches absolut rein ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches Absolutes Wissen ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches Absolute Befreiung ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches absolut fehlerfrei ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches absolut ohne Verbindungen ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches absolut ohne Bewegung ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches absolut ungeteilt ist. 

 

 

 

67

 

Ich bin fürwahr Brahman, das die Fülle des Absoluten Seins ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das die Fülle des Absoluten Bewusstseins ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das die Fülle der Absoluten Seligkeit ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das absolut subtil ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das absolut rein ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das absolutes Glück ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das absolut ewig ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das absoluter Friede ist.

 

68

 

Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ausschließlich von der Natur der Existenz ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ausschließlich von der Natur des  Bewusstseins ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ausschließlich von der Natur des Guten ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ausschließlich von der Natur des Klanges ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ausschließlich von der Natur des Raumes ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ausschließlich von der Natur Dessen ist, was allein ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches allein von dieser ausschließlichen Natur ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches einfach Herrlichkeit ist.

 

69

 

Ich bin fürwahr Brahman, das nicht in Teile zerfällt.
Ich bin fürwahr Brahman, das alle Geteiltheit transzendiert.
Ich bin fürwahr Brahman, das keine Spur eines Gemüts hat.
Ich bin fürwahr Brahman, das kein sankalpa (Konzept) oder vikalpa (Zweifel, Differenzierung) hat.
Ich bin fürwahr Brahman ohne mannigfaltige Namen.
Ich bin fürwahr Brahman ohne verschiedene Formen.
Ich bin fürwahr das unbefleckte Höchste Brahman, unberührt von einem Ego.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches der ungeteilte Raum des Bewusstseins ist.

 

70

 

Ich bin fürwahr Brahman, das alles und vollständig ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das keine Bedingtheiten hat wie einen Körper.
Ich bin fürwahr Brahman, das alles durchdringend und ohne Teile ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das eine Fülle von Wissen ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das die Grundlage von allem ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das sich manifestiert als alles.
Ich bin fürwahr Brahman, das ohne alle unterscheidenden Merkmale ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ungeteilt ist und leer von allem.

 

 

 

71

 

Ich bin fürwahr Brahman ohne alle Differenzierung als Wesen.
Ich bin fürwahr Brahman ohne alle Differenzierung wie Vielfalt.
Ich bin fürwahr Brahman ohne alle Differenzierung oder Wirkung.
Ich bin fürwahr Brahman ohne alle Differenzierung wie „alles“.
Ich bin fürwahr Brahman ohne alle Differenzierung wie die Veden.
Ich bin fürwahr Brahman ohne alle Differenzierung wie Brahma (der Schöpfer) und andere.
Ich bin fürwahr Brahman ohne Differenzierung.
Ich bin fürwahr immer das Eine Höchste Brahman.

 

72

 

Ich bin fürwahr Brahman, das von der Natur formlosen Wissens ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches in alles eingewoben ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das von der Natur des Wissens ohne Täuschung ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, leer von „Befreiung“ oder ihrem Gegenteil.
Ich bin fürwahr Brahman von der Natur ungeteilten Wissens.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman ohne Begrenzungen.
Ich bin fürwahr Brahman von der Natur des Wissens ohne Kummer.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches selbst-leuchtend ist.

 

73

 

Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches fleckenlos dasteht.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ohne Handlung ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman von Einer Natur.
Ich bin fürwahr Brahman, das jenseits von Begreifen durch irgend etwas ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches eines ohne ein zweites ist.
Ich bin fürwahr das Brahman, welches immer und überall existiert.
Ich bin fürwahr Brahman, das völlig all-durchdringend ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches alle Wahrheit ist.

 

74

 

Ich bin fürwahr Brahman, das immer unwandelbar ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das keine Spur von Zweifel hat.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches endlos und grenzenlos ist.
Ich bin fürwahr Brahman ohne eine Spur von Ego.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches rein und ohne Verbindungen ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das ohne eine Spur von Glücklichsein oder Unglücklichsein ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das transzendent und jenseits von Gebundenheit ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das keine Spur von Weltverhaftung  hat.

 

 

 

75

 

Ich bin fürwahr Brahman, das nicht die Fünfheit von Göttern hat wie Brahma und andere.
Ich bin fürwahr Brahman ohne die Fünfheit von Funktionen.
Ich bin fürwahr Brahman, in keiner Weise berührt von Täuschung.
Ich bin fürwahr Brahman, das fehlerlos und erhaben ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das strahlt als das Selbst-Leuchtende.
Ich bin fürwahr Brahman, das der reine Raum des Bewusstseins ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das keine Verbindung mit Handlung hat.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches nur Bewusstsein ist.

 

76

 

Ich bin fürwahr Brahman ohne den Makel der Unwissenheit.
Ich bin fürwahr Brahman, das keine Handlungen von [Unwissenheit] hat.
Ich bin fürwahr Brahman ohne die fünf Arten von Hüllen.
Ich bin fürwahr Brahman, das nichts als Höheres oder Niedrigeres hat.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches nicht einmal etwas Unbedeutendes hat und welches allein ist.
Ich bin fürwahr Brahman, das kein Bedürfnis nach irgend einer Tat hat.
Ich bin fürwahr Brahman, nicht verschieden von Wissen.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches rein ist und welches die Leere ist.

 

77

 

Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches die Wurzel des Universums ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches alles transzendiert.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches immer unbefleckt ist.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches die Essenz von allem ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches ganz Empfindung ist.
Ich bin fürwahr das Höchste Brahman, welches absolute Freiheit hat.
Ich bin fürwahr Höchstes Brahman, welches Sein-Bewusstsein-Seligkeit ist.

 

78

 

Ich bin niemals der Körper oder die Sinne.
Ich bin niemals Lebewesen oder die Gedanken
Ich bin niemals Intelligenz oder Gemüt.
Ich bin niemals das kleine Ego.
Ich bin niemals seine Ursache: Unwissenheit.
Ich bin niemals das Ganze oder das Unterschiedene.
Ich bin niemals etwas mit Intelligenz Ausgestattetes.
Ich bin immer das ungeteilte Höchste Brahman, fürwahr.

 

79

 

Ich bin niemals der Sterbliche.
Ich bin niemals das Kind, der Jugendliche oder der Alte.
Ich bin niemals der Kleine oder der Große.
Ich bin niemals der, der altert und stirbt.
Ich bin niemals die individuelle Seele (jiva) oder der Herr (Isvara).
Ich bin niemals die fühlende und nicht-fühlende Welt.
Ich bin niemals das Ich, das da steht leer von allem.
Ich bin das Höchste Brahman – das nicht-duale und das ungeteilte.

 

80

 

Ich bin immer von der Natur Brahmans, welches Sein ist.
Ich bin immer von der Natur Brahmans, welches Bewusstsein ist-
Ich bin immer von der Natur Brahmans, welches ganz gut ist.
Ich bin immer von der Natur Brahmans, welches „Das“ ist.
Ich bin immer von der Natur Brahmans, welches rein ist.
Ich bin immer von der Natur Brahmans, welches ohne Attribute ist.
Ich bin immer von der Natur Brahmans, welches bewegungslos ist.
Ich bin immer von der Natur des Höchsten Brahman, welches unteilbar ist.

 

81

 

O Weiser! Was nützt die Beschreibung dessen auf verschiedene Arten?
Ich bin Brahman; Brahman ist ich; und ich bin alles -
Diese ungeteilte, höchste Gewissheit, auf diese Art gestärkt, ist die dauernde Erfahrung
Welche ich gewonnen habe durch die Gnade des Höchsten Shiva.
Es gibt keinen Zweifel darüber, reines, edles Selbst!
Dies ist die Wahrheit, sage ich, im Namen Shivas.
Jene, die dieser zutreffenden Darstellung auch nur einmal mit Aufmerksamkeit zuhören und sie verwirklichen,
Werden zum Höchsten.

 

82

 

Der nicht-duale Höchste Shiva
Grenzenlos und ohne die mindeste Geteiltheit,
Steht da als die große Wahrheit,
Welche die Vedantas furchtlos verkünden.
Törichte Geistesschwache mit unreinem Gemüt,
Hingezogen zur Differenzierung durch Texte über Dualität,
Können niemals den einen, ungeteilten Höchsten Siva kennen,
Die Essenz des Besten der Vedischen Lehre.

 

83

 

Mutige Menschen, die täglich Verehrung üben
Mit Hingabe und Opfern an Shiva und die Reinheit des Gemüts erlangen,
Werden das gefestigte, unteilbare Shiva-Wissen erhalten,
Dass der nicht-duale Höchste Shiva
Die Substanz der Veden und alles anderen ist
Und dass fürwahr Shiva sie selbst ist.
Befreit von der Gefangenschaft in der Welt-Illusion,
Werden sie der Höchste Shiva selbst werden - Bewusstsein-Seligkeit.

 

84

 

So erzählte Suta all den großen Weisen,
Dass Skanda, der Allwissende,
Jaigheeshavya, dem begierig Fragenden,
Diese klare Darlegung gab
Und schilderte, was in Übereinstimmung mit der gnädigen Lehre des Höchsten Siva
Der Weise Ribhu in seinem Erbarmen
Nidagha beschrieb als seine persönliche Erfahrung
In einem erhobenen Zustand nicht-dualen, ungeteilten Gewahrseins des Selbst.

 

85

 

Es ist die grenzenlose Gestalt des Gottes der Götter im Zustand freudigen Tanzes,
Welche die Definition der all-umfassenden, vollkommen erfüllten und ungeteilten Natur des Selbst enthüllt
Und das Gewahrsein des Höchsten ohnegleichen darstellt, welches als Sein-Bewusstsein-Seligkeit existiert -
Dieses ist das Ich, welches das Selbst ist, welches das Höchste ist.

 

 

Kapitel 2